während des Krieges

Teilauszug aus der Dorfchronik (Autoren Hilde Diercks und Wolfgang Miehle) anlässlich der 800-Jahr-Feier im Jahre 2005:

Sowohl die Chronik aus dem Jahre 1959 als auch die aus dem Jahre 1981 berichten ausführlich über die Ereignisse in den letzten Kriegstagen und die erste Nachkriegszeit. Das soll hier nicht alles wiederholt werden (man kann es ja nachlesen), sondern lediglich ergänzt durch die uns zugetragenen Berichte. Auch hier gibt es manche Ungereimtheiten und Widersprüche, die wir unkommentiert wiedergeben.

Nachdem Mitte April die Schule durch deutsche Polizeitruppen besetzt worden war, begann der Krieg mit Tieffliegern und Artillerieeinschlägen auch in Stiepelse.

Nur wenige Häuser verfügten über Keller, die die Bewohner zum Schutz aufsuchen konnten. Einer befand sich in der Elbstraße 26 und einer im Haus Nr.7 (Guhl’sches Haus).

Die Angriffe erfolgten zunächst von der anderen Elbseite herüber, wo die Amerikaner standen. Die von drei Bauern gehisste weiße Fahne wurde von Soldaten (Chronik von Adolf Meyer), einem Major (Heinz Stüve) oder einem Feldwebel herunter geholt, wie es die 13jährige Ursula Dunkel in einem Schulaufsatz berichtet. Jedenfalls begann damit der Häuserkampf in Stiepelse.

Viele Gebäude brannten ab, gleichzeitig griffen die Amerikaner auch aus dem Hinterland an, nachdem sie in Bleckede die Elbe überquert und sich in der Feldmark eingenistet hatten. Sie rückten über Neu Wendischthun nach Stiepelse ein und zerstörten durch Beschuss das Gehöft von Puttfarken in Stiepelse Ausbau.

Wie Pastor Härke berichtet, lagen, als die Kämpfe aufhörten, neben der Straße 13 Tote, vier von ihnen hatten eine Erkennungsmarke, die anderen waren offenbar von der SS. Später wurden sie umgebettet und erhielten auf dem Friedhof oder vor der Friedhofsmauer ihre letzte Ruhestätte. Auch später wurden auf den Feldern beim Pflügen zuweilen Tote gefunden. Man wickelte sie in Dachpappe ein und setzte sie heimlich an der Friedhofsmauer bei, statt die sowjetische Besatzungsmacht zu benachrichtigen.

Der damals 21jährige Heinz Stüve berichtet – anhand seines Kriegstagebuches – äußerst anschaulich über die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Besatzer: Während die Amerikaner mit den Jugendlichen sehr freundlich umgingen, ihre requirierten deutschen 08-Militärpistolen mit der von den Einheimischen gesammelten Munition bestückten und gemeinsam mit ihnen (!) Flaschen auf der Elbe zerschossen, waren die Engländer, die nur vier Wochen später einrückten, äußerst distanziert. Die Russen schließlich kamen – im Gegensatz zu den gut ausgerüsteten Amerikanern, die zur Freude der Stiepelser auch gern mal ihre Decken und Vorräte in den Schützenlöchern zurückgelassen hatten – mit Pferd und Wagen und Fetzen an den Füßen. Kein Wunder, dass man seine Stiefel sicherheitshalber vergrub… Uhren und Taschenmesser waren ohnehin schon von den GI’s als Souvenirs beschlagnahmt worden, wenn sie ihrer habhaft werden konnten.