Teilauszug aus der Dorfchronik (Autoren Hilde Diercks und Wolfgang Miehle) anlässlich der 800-Jahr-Feier im Jahre 2005:
Ăśber das 3. Reich in Stiepelse haben wir wenig erfahren. Das mag daran liegen, dass viele Zeitzeugen schon verstorben sind. Sicher spielt auch eine Rolle, dass diese dieses unangenehme Kapitel jĂĽngerer deutscher Geschichte in beiden Teilen der heutigen Bundesrepublik gern ausgespart wurde.
Allerdings wird von Stiepelse berichtet, dass die Nationalsozialisten dort bei der Wahl im Jahre 1936 lediglich zwei Stimmen erhielten. Kein Wunder, dass der Ort von Marschall G. K. Shukov auf Grund dieses Ergebnisses als „antifaschistisches Wehrdorf“ eingestuft wurde. Wie weit es sich dabei um einen Ausdruck des unabhängigen Geistes oder nur um ein sprachliches Missverständnis handelte, bleibt offen. Die Bewohner von Stiepelse hatten zu dieser Zeit „einfach nichts am Hut mit Sozialisten“ – auch nichts mit National-Sozialisten. Nehmen wir es als ein Ergebnis des Selbstbewusstseins freier Bauern – ausgestattet mit einem der besten Böden Deutschlands.
Es war wahrscheinlich das Glück vieler männlicher kriegsfähiger Bürger im Amte Neuhaus, dass sie von einem ehemaligen Mitschüler in relativ sichere Positionen geholt wurden. Ein Neuhäuser Bürger war immerhin hochrangiger Abwehr-Offizier unter Admiral Canaris in der Hamburger Sophienterrasse. Nur wenige Bewohner aus Stiepelse fielen „fern der Heimat“.
Es ist ein Phänomen dieses Ortes, dass der Krieg ihn erst wenige Tage vor der Kapitulation erreichte. Sicher hatte man feindliche Bomberverbände der Elbe ostwärts folgen sehen, aber die erste Granate schlug nach den Aufzeichnungen Heinz Stüves erst am 13. April in Stiepelse ein.